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Tagesanzeiger

10.4.2012

Stadt Zürich kreiert eigene Guerilla-Mischung

Die Stadt geht unter die wilden Blumengärtner. Mit einer eigenen Saatmischung möchte sie die Malven von Guerilla-Gärtner Maurice Maggi verdrängen.

Von Beat Metzler

Die Stadt geht unter die wilden Blumengärtner. Mit einer eigenen Saatmischung möchte sie die Malven von Guerilla-Gärtner Maurice Maggi verdrängen. Stockmalven gehören zum heutigen Stadtbild wie einst streng geschnittene Rabatten. Gesät hat die kopfhohen Blumen oft Maurice Maggi. Mit seinem floralen Kampf gegen das Stadtgrau hat der «Guerilla-Gärtner» landesweite Bekanntheit erreicht. Seit 1984 schafft er «Blumengraffiti».

Maggi sät längst nicht mehr allein. Die Facebook-Gruppe Guerilla-Gardening Zürich zählt mittlerweile 860 Mitglieder. Einige davon stellen im Frühling Saatmischungen her, die sie an Strassenschilder hängen. Passanten sollen die «Samenspenden» mitnehmen und sie in der Stadt verstreuen.

Nicht überall nur gern gesehenBald bekommen sie offizielle Konkurrenz: Grün Stadt Zürich will ebenfalls zwei Saatmischungen herausbringen und als Geschenk verteilen. Grundsätzlich begrüsse man das Guerilla-Gardening. Die Malven lasse man so oft wie möglich stehen, sagt Lukas Handschin, Sprecher von Grün Stadt Zürich. Die Pflanzen brächten aber auch Nachteile mit sich: Wegen ihrer Höhe versperrten sie Autofahrern manchmal die Sicht auf den Strassenrand. «Das wird gefährlich für Kinder, die vor Fussgängerstreifen warten.» In solchen Fällen werden die Blumen gestutzt.

Bei regnerischem, stürmischem Herbstwetter können lange Malven zudem umkippen und einen Teil der Strasse versperren. Ein weiteres Problem sei, dass die zähen Pionierpflanzen alle anderen Blumen verdrängen, sagt Lukas Handschin.

Die zwei Saatmischungen von Grün Stadt Zürich sollen diese Nachteile vermeiden. Sie bestehen aus einer niedrigeren Malvenart und einem blühenden Sommerflor, wie er letztes Jahr in den Rabatten ausgesät wurde. Die eine Mischung eigne sich für die rauen Böden in Bauminseln oder an Strassenrändern, eine Zweite für Gärten.

Lieferengpass für SamenMaurice Maggi selber sagt, dass er schon längst nicht mehr nur mit Malven arbeite. «Heute sähe ich vermehrt heimische Wildblumen.» Grün Stadt Zürich kenne seine Samenmischung. Ganz auf die Malven verzichten will Maggi nicht. «Sie prägen das Stadtbild und sind eine Art Markenzeichen.» Mittlerweile lasse Grün Stadt Zürich die Malven fast überall stehen, seine Wildblumen würden dagegen oft noch vor der Blüte gemäht.

Ursprünglich wollte Grün Stadt Zürich die eigenen Saatmischungen schon in diesem Frühling verteilen. Dann startete die städtische Abteilung eine «Charme-Offensive» mit neuem Veranstaltungskalender und Facebook-Auftritt. Lieferengpässe bei Saatgutherstellern haben diese Pläne verunmöglicht. «Nächstes Jahr werden wir aber so weit sein», sagt Handschin.

Wer mit Aussäen nicht so lange warten will: Kostproben der offiziellen Malvenmischung verteilt Grün Stadt Zürich am 21. April bei der Tramschleife in Wollishofen.

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Nun steigt auch Grün Zürich als städtisches Amt ins wilde Gärtnern ein. Freut mich doch nach bald 30 jähriger Hartnäckigkeit. Jetzt endlich werden auch die Forderungen laut, für Obst- und Nussbäume in Quartierstrassen der Stadt.

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